Atemwegserkrankungen - ein Fall für die Osteopathie? (OSTEOPATHIE 4-2020)

Stichworte: Infektionsschutzgesetz, Behandlungsverbot, Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen, Rhinitis, Sinusitis, Pharyngitis, Bronchitis, Erreger, Selbstheilungskraft, Funktionalität, Gefäße, obere Atemwege, Nasenhöhle, Nasennebenhöhlen, Mundraum, Rachenraum, Kehlkopf, Schleimhaut, Abwehrzellen, Arterien, Abtransport, Krankheitserreger, Immunkomplexe, Venen, Lymphgefäße, Verspannung, Halsbereich, Nasennebenhöhlenentzündung, Kopfdruck, Brustkorb, Nacken, Druckreduzierung, Augen, Hinterhauptbein, Atlas, Drainagetechniken, Stirn, Gaumen, Plexus pterygoideus, Lymphpumpe, Mastoid, Vena jugularis, Musculus sternocleidomastoideus, Hirnerv X, vegetatives Nervensystem, Schlaf, Abwehrkraft, Regeneration, Hirnnerv XI, Schultermuskel, Mandeln, Tonsillen, lymphatischen Rachenring, Mundboden, Halsstrukturen, Ringknorpel, Schildknorpel, Spangengriff, Brustkorb, Brustwirbelsäule, Rippen, Nervenaustritte, neurologische Versorgung, Durchblutung, Zwerchfell, Atmung, Druckausgleich, Brustraum, Bauchraum, venöser Gefäßfluss, lymphatischer Gefäßfluss, Darm, Nährstoffe, Schleimhäute, Ernährung, Bewegung, geistige Stabilität, Blockaden, Tipps, Selbsthilfe

Bevor Sie den Newsletter ungelesen löschen oder beiseite legen: Der Fokus dieses Haupartikels liegt NICHT auf dem allgegenwärtigen Thema Coronavirus mit offiziellem Namen SARS-CoV-2! Außer für Ärzte gilt (zum Beispiel für Heilpraktiker) gemäß Infektionsschutzgesetz (IFsG) ein Behandlungsverbot bereits bei Verdacht bestimmter Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Grippe oder eben Covid-19.

Aber natürlich gibt es gerade im Frühjahr diverse Atemwegserkrankungen, die nicht zu den pandemischen Infektionskrankheiten gehören. Denken wir an einfache Erkältungen (Rhinitis), Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis), des Rachenraums (Pharyngitis) oder der Bronchien (Bronchitis). Wenn Heilpraktiker Patienten mit diesen Erkrankungen behandeln, dann entlasten sie überfüllte Arztpraxen und reduzieren die Gefahr, dass ein grundsätzlich vom Alter oder Gesundheitsstatus her ungefährdeter Mensch durch eine harmlose Erkältung zu einem Risikopatienten wird.

Wie versprochen, wird der Schwerpunkt dieses Beitrags nicht auf der spezifischen Abwehr bestimmter Erreger liegen. Denn die Erreger als Auslöser für Atemwegserkrankungen werden osteopathisch nicht direkt behandelt. Dafür können wir aber die Selbstheilungskraft des Körpers stärken, indem wir uns insbesondere auf eine optimale Funktionalität der Gefäße konzentrieren, die auch als Transportwege von dem Immunsystem genutzt werden.

Schauen wir auf die Strukturen der oberen AtemwegeNasenhöhleNasennebenhöhlenMund- und Rachenraum sowie Kehlkopf. Alle diese Strukturen sind mit Schleimhaut bedeckt, der ersten Abwehr gegen Erreger. Diese muss gut durchblutet, feucht, geschmeidig und unbeschädigt sein, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Können Erreger die Schleimhaut überwinden, gelangen sie in den Körper, um sich dort zu verteilen und zu vermehren.

Es beginnt ein Wettlauf, den der Körper gewinnt, sofern er seine Abwehrzellen rechtzeitig über die Arterien zu dem befallenen Ort schafft und den Abtransport der Krankheitserreger und Immunkomplexe über Venen und Lymphgefäße sicherstellt.

Osteopathisch können die Blut- und Lymphgefäße der oberen Atemwege unterstützt werden, auch wenn der direkte Zugriff nicht immer möglich ist. Jede muskuläre oder bindegewebige Verspannung im Halsbereich verhindert den freien Rückfluss des verbrauchten Blutes. Vermutlich kennen Sie das Gefühl, wenn eine Nasennebenhöhlenentzündung den Bereich um Nase und Gesicht anschwellen lässt und wenn der Kopfdruck steigt. Ihr Therapeut wird also alle Strukturen vom Gesicht über den Hals bis zum Brustkorb genau untersuchen. Er wird möglicherweise mit einem Griff an Ihren Nacken fast unmittelbar eine Druckreduzierung durch das Entspannen der Muskulatur erzielen, die vielleicht sogar direkt hinter den Augen oder in den Nasennebenhöhlen zu spüren ist - Folge einer Entlastung der Blut-, Lymph- und Nervenbahnen, die sich in der Region des Hinterhauptbeins (Occiput) und dem ersten Halswirbel (Atlas) befinden.

Vielleicht wird er Drainagetechniken anwenden und mit sanftem Druck die Gewebe an Stirn und unterhalb der Augen rhythmisch anheben und freigeben oder das ganze Gesicht mit weich umschließenden Händen vorsichtig zusammenpressen und lösen. Oder er wird mit einem Griff in den Mund den Gaumen (Palatinum, Vomer) oder hinter den letzten Backenzähnen die Region des Venenkomplexes Plexus pterygoideus mit leichtem Druck behandeln, um so die Lymphpumpe des Körpers und den venösen Abfluss zu stimulieren.

Nahe des Mastoids (das kleine knöchernen Dreieck knapp hinter den Ohren) befindet sich die Austrittstelle der Vena jugularis - ein sehr wichtiges Gefäß für die Entsorgung des Kopfes. Sie kann durch den muskulären Kopfdreher (M. sternocleidomastoideus) blockiert werden.

Die Entspannung dieses Muskels kann eine Entlastung der Gewebe und somit eine Befreiung der Gefäße bewirken. Die gleiche Austrittstelle nutzt der Hirnerv X (N. vagus), der unter anderem für den nährenden, heilenden und entspannenden Teil des vegetativen Nervensystems zuständig ist. Wir wissen alle, wie wichtig ein guter Schlaf für die Stabilisierung der Abwehrkraft und für die schnelle Regeneration des Körpers ist. Und auch der Hirnnerv XI (N. accessorius) nutzt diese Austrittsstelle. Er versorgt den Schultermuskel (M. trapezius). Sie werden die Wirkung der Behandlung dieses Nervs durch die Entspannung der Nacken- und Schultermuskulatur schnell spüren.

Ungefähr drei Querfinger weiter abwärts finden wir die Mandeln (Tonsillen), die häufig bei entzündlichen Vorgängen als Teile des lymphatischen Rachenrings geschwollen sind. Nach dem vorher beschriebenen Prinzip sorgt Ihr Therapeut für das Lösen jeglicher Spannungen am Mundboden und an den Halsstrukturen, natürlich immer unter Beachtung etwaiger Erkrankungen, deren Behandlung gegebenenfalls in die Hände eines Facharztes gehört.

Ein weiteres kleines Stück abwärts befindet sich der Kehlkopf. Er besteht unter anderem aus zwei großen Knorpelanteilen: dem Ring- und dem Schildknorpel, die zueinander beweglich sind. Mit sanften Spangengriff kann Ihr Therapeut mit Daumen und Zeigefinger die jeweiligen Knorpelteile sanft umfassen, die Eigenbewegung wahrnehmen und sie dann in genau die Richtung begleiten, die der Körper vorgibt, um in eine Entspannung zu kommen - in der Osteopathie wird von dem „Begleiten in die Leichtigkeit“ gesprochen. Eine bessere Versorgung dieser Struktur ist die Folge.

Auch der Brustkorb spielt eine wesentliche Rolle, insbesondere bei chronischen Erkrankungen der Atemwege ausreichend zu erwähnen. Angefangen bei der Brustwirbelsäule, die zusammen mit den Rippen für eine ordnungsgemäße Bewegung bei der Atmung sorgen muss, über die Nervenaustritte aus den Brustwirbelsegmenten 1 bis 5, die die neurologische Versorgung der Lunge sicherstellen und somit über die ungestörte Durchblutung die Grundlage für die Bekämpfung von Erregern bieten, bis hin zu dem Zwerchfell, welches nicht nur essenziell für die Atmung ist, sondern gleichzeitig für den Druckausgleich zwischen Brust- und Bauchraum sorgt und den venösen und lymphatischen Gefäßfluss maßgeblich unterstützt.

Dazu der Darm, der eine wesentliche Rolle im Zusammenhang mit dem Immunsystem spielt und als Grundlage für die Versorgung des Körpers mit lebenswichtigen Nährstoffen aber auch als Spiegelbild aller Schleimhäute im Körper immer in die Untersuchung einbezogen werden sollte.

Sie sehen, wie umfangreich der Körper mit all seinen unterschiedlichen Regionen interagiert und wie wichtig eine Untersuchung weit über die Bereiche der offensichtlichen Beschwerden ist. Sie können selbst viel tun, um Ihre Gesundheit zu erhalten - Möglichkeiten der ErnährungBewegung und geistigen Stabilität werden in vielen Medien beschrieben. Sollten Sie jedoch trotz dieser Bemühungen keine Besserung erzielen, dann wenden Sie sich gerne auch telefonisch an Ihren Therapeuten. Er wird nicht nur die wesentlichen Blockaden Ihres Körpers aufspüren, sondern er wird Ihnen zusätzlich mit gezielten Tipps eine Hilfe zur Selbsthilfe bieten - auch und gerade in dieser herausfordernden Zeit, unter Beachtung der gesetzlichen Regelungen und mit dem Bewusstsein, dass jede Krise ein sehr großes Potential zur Veränderung und Verbesserung bietet. Einen nachweislich qualifizierten Therapeuten in Ihrer Nähe finden Sie hier: www.hpo-osteopathie.de/therapeutenliste

Fragen & Antworten zur Osteopathie

Frage: Bernd aus Nürnberg fragt: "Darf ich während der Corona-Pandemie zu meinem Osteopathen gehen?“

Antwort: "Lieber Bernd, um die Frage korrekt beantworten zu können, müssen wir etwas formeller werden, denn streng genommen gibt es den Beruf „Osteopath“ nicht.

Osteopathie stellt mit ihrer speziellen Diagnostik und Behandlung eine eigenständige Form der Medizin und Heilkunde dar. Heilkunde (und damit auch Osteopathie) dürfen in Deutschland gemäß § 1 Heilpraktikergesetz (HeilprG) nur Ärzte oder Heilpraktiker durchführen (im Sinne einer „berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommenen Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen…“).

Entscheidend ist daher, zu welcher Berufsgruppe Ihr osteopathischer Behandler gehört, also ob er Arzt ist, Heilpraktiker oder Angehöriger eines Gesundheitsfachberufs, wie beispielsweise Physiotherapeut. Zumal die einzelnen Bundesländer angesichts der Corona-Pandemie teils unterschiedliche Verordnungen erlassen haben, in denen aufgelistet wird, welche Berufe weiterhin ausgeübt werden dürfen und welche nicht.  

So gilt für Ihr Bundesland Bayern nach derzeitigem Informationsstand (Stand: 09. April), 
dass (osteopathisch arbeitende) Ärzte und Heilpraktiker tätig sein dürfen. Angehörige von Gesundheitsfachberufen hingegen nur, wenn die Behandlung "medizinisch dringend erforderlich" ist, worüber dann ein Arzt zu entscheiden hat. Diese Vorschriften können von Bundesland zu Bundesland variieren.

Grundsätzlich sollten sie mit Ihrem Therapeuten vorab telefonisch oder per Mail klären, ob der Nutzen der Behandlung größer ist als das Risiko, sich oder andere trotz strikter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen anzustecken.

Sollten Sie altersbedingt oder aufgrund von Vorerkrankungen immungeschwächt
sein, dann muss das Risiko besonders sorgfältig geprüft werden!

Wenn Sie bereits typische Erkältungssymptome oder Kontakt mit nachweislich an Covid-19 erkrankten Personen haben, dann sollten Sie keinesfalls einfach in die Praxis
gehen, sondern telefonisch Kontakt mit Ihrem Hausarzt oder dem ärztlichen
Bereitschaftsdienst (Tel: 116117) aufnehmen."

Haben auch Sie Fragen zur Osteopathie? Dann schreiben Sie uns an: newsletter@hpo-osteopathie.de

Tipps & Infos

Aufräumen und Ausmisten: Auf die Einstellung kommt es an!
Wäre das jetzt nicht die ideale Zeit, zuhause aufzuräumen und auszumisten? Tipps dazu gibt es viele. Was hält uns trotzdem davon ab?

Oft ist es die falsche Einstellung dazu. Hier fünf Korrekturvorschläge:

  • Ihnen fällt es schwer, sich von Dingen zu trennen? Ändern Sie Ihre Einstellung, denn es geht nicht ums Wegwerfen, sondern zu entscheiden, was Sie behalten wollen!
     
  • Aufräumen und Ausmisten bedeuten nicht, einen hohen Berg zu besteigen, sondern sie sind eher kleine Etappen einer Wanderung: mal ein Schrank, mal die Garderobe, mal ein Bücherregal.
     
  • Belohnen Sie sich nach jedem Etappenziel, denn das haben Sie sich verdient! Zum Beispiel mit einer Tasse Kaffee oder nach was Ihnen sonst so ist.
     
  • Ihnen liegen Dinge am Herzen, von denen Sie sich eigentlich trennen sollten? Dann machen Sie sich klar, dass der Gegenstand seine wichtige Zeit längst gehabt hat und danken Sie ihm dafür. Dann fällt das Trennen leichter!
     
  • Sie können soviel gute Dinge gar nicht wegwerfen? Müssen Sie auch nicht! Denn manches kann man online verkaufen und manches einfach verschenken. Da bleibt dann zum Wegwerfen nicht mehr viel übrig. Und da viele Wertstoffhöfe gegenwärtig geschlossen sind, hat das mit dem Wegwerfen noch etwas Zeit!
App des Monats:

Pollen App

Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst stellt in Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst eine App zur Verfügung, mit der sie sich für die Pollensaison rüsten können. Dazu bietet die App eine tägliche, persönliche Belastungsvorhersage.

Ihre speziellen Allergien werden hierfür zu Beginn in einem Allergiefragebogen abgefragt. Die individuelle Belastungsvorhersage kann durch das Führen eines Pollentagebuchs, in einem geschützten Bereich, noch ergänzt werden. Außerdem verfügt die App über ein ausführliches Lexikon, in dem sie sich zu allen Pollen informieren können.

Kommen sie gut durch die Pollenflugzeit!

 
 
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