Narben – die meisten Menschen haben sie. So individuell wie die Menschen, so individuell sind Narben mit ihren Ursachen und ihrem Erscheinungsbild. Sie können oberflächlich oder tiefgehend sein, große Areale betreffen oder nur sehr klein sein. Narben entstehen als Reaktion auf Gewebeverletzungen. Sie sind sicht- und fühlbarer Ausdruck dafür, dass der Körper sich selbst heilen kann. Dieser Heilungsprozess (Wundheilung) läuft in unterschiedlichen, sich teilweise überlappenden Phasen ab. Unterschieden wird dabei zwischen einer primären und sekundären Wundheilung. Primär heilende Wunden haben bündig schließende Ränder und hinterlassen nur dünne Narben. Bei sekundär heilenden Wunden liegt ein Gewebedefekt vor, die Wunde heilt verzögert, wodurch größere Narben entstehen, die atroph (eingesunken) oder hypertroph (erhaben, verdickt) sein können. Narben sind gekennzeichnet durch helleres oder bei vorzeitiger Sonnenexposition dunkleres Gewebe, sie haben keine Schweiß- oder Talgdrüsen und keine Haarfollikel. Ihr Gewebe ist in der Regel weniger elastisch als das ursprüngliche Gewebe, was die ursprüngliche Funktionalität des betroffenen Bereichs einschränken kann. Narbengewebe kann zudem wetterfühlig reagieren, druck- oder berührungsempfindlich oder taub sein. Von Narbenbildung kann jede Struktur unseres Körpers betroffen sein, also auch Bindegewebe, Faszien, Bänder, Sehnen, Muskeln, Knorpel und Knochen. Je nach Ursache, Position und Heilfähigkeit des Gewebes können Narben größere oder kleinere Störfelder im Körpergefüge- und Zusammenspiel darstellen. So können beispielweise Traumata wie Blutergüsse und tiefere Gewebeverletzungen, etwa durch Stürze oder Schläge, Verletzungen der Knochen-, Gelenks- oder Bandstrukturen im Bereich der Extremitäten oder des Beckens vernarben und zu Fehl- oder Schonhaltungen führen. Oft werden Narben aber nicht als Ursache von Schmerzsymptomen, Bewegungseinschränkungen oder Unwohlsein wahrgenommen. Die Verletzungen der Faszien und bindegewebigen Strukturen im Bauchraum, etwa aufgrund von Operationen, oder in Gelenksbereichen, manchmal ausgelöst durch Laparoskopien oder minimalinvasive Eingriffe, haben oft weitreichendere Folgen als gemeinhin angenommen wird. Osteopathisch arbeitende Heilpraktiker und Ärzte stellen oft erst bei einer genaueren Untersuchung fest, dass eine Narbenbeteiligung vorliegt. In solchen Fällen wird der Therapeut versuchen, die Narbe zu entspannen und ihren störenden Einfluss auf den Organismus zu minimieren. In der Osteopathie gibt es eine große Bandbreite an Behandlungs- und Entstörungsmöglichkeiten. Zum Beispiel - die faszielle Entspannung, bei welcher der Therapeut die einzelnen Schichten der Faszien löst, entspannt und funktionsfähig macht
- oder das sogenannte Unwinding, in dem alle von der Vernarbung betroffenen Bereiche von Spannungen befreit werden.
- Ein weiteres Beispiel ist die Querdehnung, bei der durch eine quer zum Narbenverlauf ausgeführte Dehnung eine Entspannung der von der Vernarbung beeinträchtigten Gewebe erreicht wird.
Zu den Narben zählen übrigens auch Tätowierungen, Zahn- und Haarimplantate sowie Dehnungsstreifen nach Schwangerschaft und Gewichtsabnahme. Am deutlichsten sind Narben auf der Haut sicht- und fühlbar. Deshalb ein kurzer Ausflug in die... Anatomie der Haut Unsere Haut ist mit ca. 1,8 Quadratmetern beim erwachsenen Menschen das größte Organ. Sie schützt unseren Körper vor Umwelteinflüssen, beherbergt wichtige Bereiche unseres Immunsystems, ermöglicht den Stoffaustausch, reguliert unseren Wärmehaushalt und trägt zur Homöostase, also dem physiologischen Gleichgewicht in unserem Inneren bei. |