Das laute Gequengel aus dem Kinderwagen auf dem Hof deutet auf die Ankunft des nächsten Patienten. Ein recht junger, drei Monate. Sicher beschützt, ist er unterwegs zu seiner ersten osteopathischen Sitzung - begleitet von seiner Mutter und Großmutter. Bei Ankunft ist die Familie noch etwas aufgeregt, schließlich erwarten sie viele neue Eindrücke. Was genau passiert in einer ersten osteopathischen Sitzung mit dem Säugling? Für die Behandlung ist es wichtig, dass eine gewisse Ruhe eintritt. Mutter und Großmutter dürfen sich so setzen, dass sie die Behandlung gut beobachten können. Dann beginnt die Befundaufnahme. Eigentlich war es die Oma, der zunächst aufgefallen war, dass der Kleine sich vor allem beim Tragen kräftig nach hinten drückt. Der Mutter fiel auf, dass der Kopf beim Liegen immer auf der gleichen Seite liegt und auch das Stillen ist häufig eine mächtige Prozedur. Das Baby hat Schwierigkeiten beim Saugen und braucht dementsprechend lange für eine Mahlzeit. Ein bunter Blumenstrauß an kleinen, ganz typischen Symptomen, um das Kind in der osteopathischen Sprechstunde vorzustellen. Bei der sanften Bewegungsprüfung finden sich Dysfunktionen im Becken, der Lendenwirbelsäule, im Schultergürtel, der Halswirbelsäule und den Kopfgelenken. Tatsächlich lässt sich der Kopf zu einer Seite nicht endgradig bewegen und insgesamt liegt das Kind wie ein „C“ gebogen. Die Testung der Bauchlage bemeckert das Baby ordentlich. Die Mutter erzählt, dass sie selbst während der Schwangerschaft Rückenschmerzen bekam, aus Zeitgründen jedoch keine Behandlung in Anspruch nehmen konnte. Die Geburt war langwierig und unter Einsatz einer PDA (Periduralanästhesie) kam das Kind zur Welt. Es fließen ein paar Tränen und in erster Linie höre ich zu und würdige die Meisterleistung der Mutter. Denn sie ist es, an wem sich das Baby in den nächsten Monaten orientieren wird. Geht es der Mutter nicht gut, wird sich auch das Kind nur schwer von den Strapazen der Geburt erholen. Anhand der Erzählung erfahre ich, dass das Baby sehr lang im Geburtskanal geklemmt hat. Das ist in sich noch nicht pathologisch, dennoch wurde durch den hohen Druck das weiche, kindliche Gewebe fest komprimiert. Aus dieser Kompression gilt es nun, den Säugling zu befreien. Hierbei kann die Osteopathie eine wundervolle Unterstützung bieten. Die Behandlung beginnt an den unverfänglichen Stellen. Den Füßen. Alle Gelenke werden sanft bewegt und auf Festigkeiten hin untersucht. Kleinste Seitenabweichungen werden durch Halten und sogenanntes Ausbalancieren des Gewebes direkt behandelt. Behutsam geht die Therapie dann weiter nach oben über die Knie, die Hüften, das Becken, den Bauch, Rippen, Brustkorb, die Wirbelsäule, Schultergürtel und schlussendlich die Kopfgelenke sowie den ganzen Kopf. Besonders am kindlichen Gewebe lassen sich Blockaden sehr fein erspüren. Aus diesem Grund werden die Hände zumeist ganz behutsam aufgelegt. Das ist oft der Moment, wo kleine Kinderkulleraugen wissend und zustimmend schauen. Grad so als würden sie sagen: Danke für die sanfte Hilfe. Weiche, langsame, rhythmische Bewegungen und gehaltene Positionen verhelfen dem kindlichen Gewebe zumeist recht schnell zur Entspannung. Vor allem die Stille ist es, welche Regulation und damit Heilung möglich macht. Die osteopathisch heilsame Stille bemerken Sie, wenn Sie selbst müde werden, für einen Moment keiner mehr spricht und auch Ihr Baby ganz ruhig liegt. Oft schlafen die Kleinen dann sogar ein. |