Stress ist heutzutage in aller Munde. Doch nicht jede Art von Stress ist negativ zu bewerten. Wir brauchen ein gewisses Maß an anregenden Herausforderungen und persönlichen Anstrengungen, um uns wohl und gesund zu fühlen. Bei positiv erlebten Herausforderungen, macht es Spaß, den Körper und die eigene Belastbarkeit zu erleben (Eustress). Anders ist das bei negativ erlebtem Stress (Disstress). Eine einheitliche Definition von Stress gibt es nicht. Dennoch wissen wir genau, wie wir uns fühlen, wenn wir Stress haben: unter Druck gesetzt, stark gefordert, genervt oder gehetzt. Bei einer akuten Stresssituation ist unser vegetatives Nervensystem aktiv und versetzt den Körper in die Lage, schnell auf die Anforderung zu reagieren. Unser Herz schlägt schneller, Muskeln und Gehirn werden stärker durchblutet, das Hormonsystem reagiert, Adrenalin wird ausgeschüttet und über die Nebenniere vermehrt das Hormon Cortisol, das körpereigene Cortison. Der Körper ist nun bereit, eine drohende Gefahr zu bekämpfen, sie zu bewältigen oder vor ihr zu flüchten. Er läuft auf Hochtouren. Stellen Sie sich vor, Sie müssten heute eine wichtige Prüfung ablegen, Sie geraten in einen Stau, obwohl Sie gerade jetzt pünktlich zur Arbeit müssten oder ihr Kind hat sich gerade den Arm gebrochen. All dies sind Situationen, in denen wir uns gestresst fühlen und in der Regel schnell reagieren können, weil unser Körper sich durch eine Reaktion des vegetativen Nervensystems an diese Situationen anpassen kann. Geht alles gut, ist die Situation gemeistert und der Körper kann sich wieder erholen. Wir fühlen uns geschafft und nach einiger Zeit vielleicht sogar zufrieden, weil wir eine schwierige Sitution bewältigt haben. Anders sieht es aus, wenn negativer Stress über längere Zeit anhält. Wenn wir z. B. jeden Tag beim Pendeln zur Arbeit in einen Stau geraten und häufig ungewollt zu spät zur Arbeit kommen. Wenn das eigene Kind eine langfristige, chronische Erkrankung hat oder wir arbeitslos sind und permanent Existenzängste haben. Auch in solchen Lebensphasen reagiert der Körper und das vegetative Nervensystem läuft auf Hochtouren, wie zuvor beschrieben. Dabei geraten mit der Zeit das vegetative Nervensystem und oft auch das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht. Erholungsphasen kommen zu kurz. Der Körper ist permanent in einem Zustand gefühlter Gefahr. Auch unser Immunsystem leidet in einer solchen Lebensphase unter dauerhaftem Stress und erste Forschungsergebnisse der Psychoneuroimmunologie deuten darauf hin, dass man durch anhaltenden Stress anfälliger für Krankheiten wird. Typische Symptome bei einer vermehrten Belastung des vegetativen Nervensystems und des Hormonsystems durch Stress können sein: Gewichtszunahme, wiederkehrende Entzündungen, Müdigkeit, Schlafschwierigkeiten, Gereizheit, Lustlosigkeit, häufige oder anhaltende Erkältungen, Bluthochdruck, Atembeschwerden, Nacken-, Rücken- oder Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, nächtliches Knirschen oder Beißen, Entzündungen der Magenschleimhaut, Konzentrationsschwierigkeiten, Wundheilungsstörungen, Sehschwierigkeiten usw. Da die körperlichen Symptome bei einer Belastung des vegetativen Nervensystems und des Hormonsystems oft unspezifisch sind, fällt es nicht immer leicht, sie konkret mit einem bestimmten Stressor in Verbindung zu bringen. Ihr osteopathischer Behandler kann Ihnen helfen, Stressfaktoren zu identifizieren und Zusammenhänge zu körperlichen Beschwerden herzustellen. Auch gibt es in der Osteopathie viele Möglichkeiten, das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem spezifisch zu behandeln und Ihrem Körper so zu helfen, wieder zu einem Gleichgewicht zu finden. Die Behandlung des Vegetativums wird meist als sehr angenehm und wohltuend empfunden. Es wird mit sanften Techniken am Kopf und dem Kreuzbein gearbeitet. Dafür legt der osteopathische Behandler seine Hände auf den Kopf oder das Kreuzbein und folgt den Gewebespannungen, die sich hier zeigen, um das Nervengewebe zu entspannen. Er wird auch versuchen, über sanft induzierte Bewegungen am Kopf einen Einfluss auf das Nervengewebe direkt zu nehmen und so das Nervensystem positiv zu beeinflussen. Zeigt sich die Spannung im Bereich des Nervensystems wieder harmonisch, kann die Nebenniere behandelt werden, die bei Stress Cortisol ausschüttet und daher häufig in Mitleidenschaft gezogen ist. Zur Behandlung der Nebenniere werden beide Hände auf den Nierenbereich (knapp über den Beckenkamm und neben der Wirbelsäule) gelegt und dieser sanft, oder zur Stimulation der Nebenniere etwas stärker, mobilisiert. Wenn Sie sich gerade in einer anhaltend stressigen Lebensphase befinden oder einige der oben aufgezählten Symptome bei sich feststellen konnten, schauen Sie doch einmal, ob es einen osteopathisch arbeitenden Arzt oder Heilpraktiker in Ihrer Nähe gibt, der Ihnen weiterhelfen kann. Die Therapeutenliste der hpO finden Sie hier: www.hpo-osteopathie.de/therapeutenliste |