Stress: Wie unser Körper reagiert (OSTEOPATHIE 5-2018)

Stichworte:Stress, vegetatives Nervensystem, Hormonsystem, Nebenniere, Müdigkeit, Gereiztheit, Lustlosigkeit, Sympathikus, Parasympathikus

Stress ist heutzutage in aller Munde. Doch nicht jede Art von Stress ist negativ zu bewerten. Wir brauchen ein gewisses Maß an anregenden Herausforderungen und persönlichen Anstrengungen, um uns wohl und gesund zu fühlen. Bei positiv erlebten Herausforderungen, macht es Spaß, den Körper und die eigene Belastbarkeit zu erleben (Eustress). Anders ist das bei negativ erlebtem Stress (Disstress).

Eine einheitliche Definition von Stress gibt es nicht. Dennoch wissen wir genau, wie wir uns fühlen, wenn wir Stress haben: unter Druck gesetzt, stark gefordert, genervt oder gehetzt.

Bei einer akuten Stresssituation ist unser vegetatives Nervensystem aktiv und versetzt den Körper in die Lage, schnell auf die Anforderung zu reagieren. Unser Herz schlägt schneller, Muskeln und Gehirn werden stärker durchblutet, das Hormonsystem reagiert, Adrenalin wird ausgeschüttet und über die Nebenniere vermehrt das Hormon Cortisol, das körpereigene Cortison. Der Körper ist nun bereit, eine drohende Gefahr zu bekämpfen, sie zu bewältigen oder vor ihr zu flüchten. Er läuft auf Hochtouren.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten heute eine wichtige Prüfung ablegen, Sie geraten in einen Stau, obwohl Sie gerade jetzt pünktlich zur Arbeit müssten oder ihr Kind hat sich gerade den Arm gebrochen. All dies sind Situationen, in denen wir uns gestresst fühlen und in der Regel schnell reagieren können, weil unser Körper sich durch eine Reaktion des vegetativen Nervensystems an diese Situationen anpassen kann. Geht alles gut, ist die Situation gemeistert und der Körper kann sich wieder erholen. Wir fühlen uns geschafft und nach einiger Zeit vielleicht sogar zufrieden, weil wir eine schwierige Sitution bewältigt haben.

Anders sieht es aus, wenn negativer Stress über längere Zeit anhält. Wenn wir z. B. jeden Tag beim Pendeln zur Arbeit in einen Stau geraten und häufig ungewollt zu spät zur Arbeit kommen. Wenn das eigene Kind eine langfristige, chronische Erkrankung hat oder wir arbeitslos sind und permanent Existenzängste haben. Auch in solchen Lebensphasen reagiert der Körper und das vegetative Nervensystem läuft auf Hochtouren, wie zuvor beschrieben.

Dabei geraten mit der Zeit das vegetative Nervensystem und oft auch das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht. Erholungsphasen kommen zu kurz. Der Körper ist permanent in einem Zustand gefühlter Gefahr. Auch unser Immunsystem leidet in einer solchen Lebensphase unter dauerhaftem Stress und erste Forschungsergebnisse der Psychoneuroimmunologie deuten darauf hin, dass man durch anhaltenden Stress anfälliger für Krankheiten wird.

Typische Symptome bei einer vermehrten Belastung des vegetativen Nervensystems und des Hormonsystems durch Stress können sein:
Gewichtszunahme, wiederkehrende Entzündungen, Müdigkeit, Schlafschwierigkeiten, GereizheitLustlosigkeit, häufige oder anhaltende Erkältungen, Bluthochdruck, Atembeschwerden, Nacken-, Rücken- oder Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, nächtliches Knirschen oder Beißen, Entzündungen der Magenschleimhaut, Konzentrationsschwierigkeiten, Wundheilungsstörungen, Sehschwierigkeiten usw.

Da die körperlichen Symptome bei einer Belastung des vegetativen Nervensystems und des Hormonsystems oft unspezifisch sind, fällt es nicht immer leicht, sie konkret mit einem bestimmten Stressor in Verbindung zu bringen.

Ihr osteopathischer Behandler kann Ihnen helfen, Stressfaktoren zu identifizieren und Zusammenhänge zu körperlichen Beschwerden herzustellen. Auch gibt es in der Osteopathie viele Möglichkeiten, das vegetative Nervensystem und das Hormonsystem spezifisch zu behandeln und Ihrem Körper so zu helfen, wieder zu einem Gleichgewicht zu finden.

Die Behandlung des Vegetativums wird meist als sehr angenehm und wohltuend empfunden. Es wird mit sanften Techniken am Kopf und dem Kreuzbein gearbeitet. Dafür legt der osteopathische Behandler seine Hände auf den Kopf oder das Kreuzbein und folgt den Gewebespannungen, die sich hier zeigen, um das Nervengewebe zu entspannen. Er wird auch versuchen, über sanft induzierte Bewegungen am Kopf einen Einfluss auf das Nervengewebe direkt zu nehmen und so das Nervensystem positiv zu beeinflussen. Zeigt sich die Spannung im Bereich des Nervensystems wieder harmonisch, kann die Nebenniere behandelt werden, die bei Stress Cortisol ausschüttet und daher häufig in Mitleidenschaft gezogen ist. Zur Behandlung der Nebenniere werden beide Hände auf den Nierenbereich (knapp über den Beckenkamm und neben der Wirbelsäule) gelegt und dieser sanft, oder zur Stimulation der Nebenniere etwas stärker, mobilisiert.

Wenn Sie sich gerade in einer anhaltend stressigen Lebensphase befinden oder einige der oben aufgezählten Symptome bei sich feststellen konnten, schauen Sie doch einmal, ob es einen osteopathisch arbeitenden Arzt oder Heilpraktiker in Ihrer Nähe gibt, der Ihnen weiterhelfen kann. Die Therapeutenliste der hpO finden Sie hier: www.hpo-osteopathie.de/therapeutenliste  

Anatomischer Exkurs: Das vegetative Nervensystem

Unser Nervensystem lässt sich in verschiedene Anteile gliedern. Neben dem Zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) unterscheidet man das Periphere Nervensystem (Nerven, die vom Rückenmark z. B. zu den Muskeln ziehen) und das Vegetative Nervensystem.
Das vegetative Nervensystem teilt sich wiederum in drei Anteile:

  • Sympathikus
  • Parasympathikus und
  • Enterisches Nervensystem (Darmwandnervensystem)

Das vegetative Nervensystem hat Einfluss auf viele unserer Körperfunktionen, wie z. B. Herzfrequenz, Atmung, Verdauung und andere Organfunktionen, Durchblutung und Muskelspannung. Es hilft uns, unsere körperliche Leistung an die äußeren Umstände anzupassen.­­­­

Befinden wir uns in einer stressigen Situation, schlägt unser Herz schneller, das Gehirn wird besser durchblutet, die Leber stellt schneller Energie zur Verfügung, wir sind leistungsfähig. Dies wird durch eine vermehrte Aktivität des Sympathikus bewirkt.

Befinden wir uns dagegen in Ruhe und sind entspannt, ist eher der Parasympathikus aktiv. Unser Magen-Darm-Trakt kann in Ruhe verdauen, das Herz schlägt langsamer, die Atemfrequenz sinkt, der Körper kann sich erholen und Reserven aufbauen.  ­

Fragen & Antworten zum Thema

Frage: Andrea aus Köln: "Warum muss ich mich bei der Osteopathie ausziehen?"
Antwort"Liebe Andrea, um gut osteopathisch arbeiten zu können, ist es wichtig, viele Informationen über den Menschen und seinen Körper zu sammeln.
Unser wichtigstes Instrument sind dabei unsere Hände, mit denen wir Gewebequalitäten erfühlen. Wie sehr ist das Gewebe gespannt, ist die Haut kalt oder warm, feucht oder trocken, gibt es Schwellungen? Das sind Fragen, die uns interessieren.

Außerdem ist ohne Kleidung auch ein genauerer Sichtbefund möglich. Wir beobachten zum Beispiel ob sich die Wirbelsäule bei einer Vorbeuge harmonisch mit bewegt, ob es Rötungen an bestimmten Hautstellen gibt und wie symmetrisch Körperpartien sind.

Damit wir ganzheitlich befunden und therapieren können, ist es wichtig, den ganzen Körper zu betrachten. Deswegen ist es auch sinnvoll, dass Patienten sich bis auf die Unterwäsche entkleiden.

Sollten Sie das dennoch nicht wollen, zögern Sie nicht, dies klar gegenüber ihrem osteopathisch arbeitenden Heilpraktiker oder Arzt zu äußern. Sicher lässt sich auch dann ein Weg finden, gut osteopathisch zu arbeiten ohne Ihre Intimsphäre zu verletzen."

Haben auch Sie Fragen zur Osteopathie? Dann schreiben Sie uns an: newsletter@hpo-osteopathie.de

Tipps & Infos

Hitze gegen Insektenstiche
Insektengifte enthalten Proteine, die bei Stichen zu schwachen allergischen Reaktionen führen können. Diese Eiweiße zersetzen sich bei Temperaturen über 45 Grad und verlieren so ihre allergieauslösende Wirkung.

Diesen Effekt kann man sich mit einem einfachen Mittel zunutze machen. Einen Teelöffel in heißes Wasser tauchen und anschließend auf den Stich drücken. Der Juckreiz wird schnell nachlassen.

Allerdings sollte man darauf achten, dass der Löffel nicht zu heiß wird, damit man sich keine Verbrennung beibringt.

App des Monats:

fatsecret
Ja, fatsecret ist eine App zum Abnehmen und ob Diäten langfristig funktionieren, sei dahingestellt.

Dennoch ist diese Kalorienzähler-App ein vielfältiges und hilfreiches Tool, um sich mit der eigenen Ernährung und den Lebensmittelprodukten, die man zu sich nimmt, bewusst auseinanderzusetzen.

Mit fatsecret lassen sich unter anderem ganz einfach Kalorien zählen, Nährwerte nachlesen, Rezepte ausprobieren, ein Ernährungstagebuch führen und man kann sich mit Gleichgesinnten in einer eigenen Community austauschen.

 
 
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