Osteopathie: Auf der Suche nach den Ursachen von Schmerzen

Sie zählt laut Weltgesundheitsorganisation WHO zur Komplementärmedizin und wird als eigenständige Heilkunde definiert: Osteopathie stellt nicht Krankheiten, sondern den Patienten in den Mittelpunkt und nutzt dazu eigene Behandlungsprinzipien und Herangehensweisen.
 
Diagnose und Behandlung erfolgen mit den Händen. Auf Medikamente, Instrumente und invasive Eingriffe wird bewusst verzichtet. Denn Osteopathie will keine Änderungen von außen aufdrängen, sondern im Organismus selbst hervorrufen, damit dieser seine Gesundheit bewahren oder wiederherstellen kann.
 
Dazu wird der Patient in seiner Gesamtheit untersucht und behandelt, was eine präzise Kenntnis der menschlichen Anatomie, Physiologie und weiterer medizinischen Grundlagenfächer erfordert. Osteopathie anzuwenden, verlangt deshalb eine hohe fachliche Kompetenz und einen langjährig geschulten Tastsinn.
 
Das Ziel einer osteopathischen Behandlung besteht darin, die Ursachen von Beschwerden aufzuspüren, um diese soweit möglich dauerhaft zu beheben. Deshalb arbeitet die Osteopathie nicht symptomorientiert, sondern sucht nach dem Hintergrund von Beschwerden, die oft woanders liegen, als die hervorgerufenen Symptome eines Leidens. 
 
Dies gilt auch für Rücken- und Kreuzschmerzen: In ca. 15 Prozent der Fälle sind die Diagnosen spezifisch (z.B. Muskelverspannungen, Bandscheibenvorfälle, altersbedingte Verschleißerscheinungen oder Knochenerkrankungen). Doch in der Mehrzahl der Fälle bleiben die Ursachen verborgen und führen zu sog. unspezifischen Rückenschmerzen.
 
Was nicht jeder weiß: Ein chronisch gereizter Dickdarm kann Spannungen auf die Bandscheiben übertragen, weil er über ein Gewebsnetz mit diesen verbunden ist. Die Gebärmutter kann durch fixierte Lageveränderungen an der Wirbelsäule ziehen und Kreuzschmerzen verursachen. Faszien können Rückenschmerzen auslösen, wenn sie schmerzempfindlich werden oder Nerven einengen.
 
Die Osteopathie kennt viele Ursachen von Rückenschmerzen. Geben Anamnese, bildgebende Verfahren und Laborwerte keine eindeutigen Hinweise, werden Haltung, Bewegung und Beweglichkeit der Wirbelsäule, aller umliegenden Strukturen, wie auch der gesamte Körper manuell untersucht, um die Ursachen der Schmerzen zu finden.
 
Meist lassen sich diese als Bewegungseinschränkungen ertasten, die soweit möglich mit osteopathischen Techniken sanft gelöst werden. So wird die Funktion der betroffenen Struktur wieder hergestellt und kann der Körper wieder gesunden. Das lindert meist die damit einhergegangenen Schmerzen oder führt gar dazu, dass der Patient wieder schmerzfrei ist.
 
Eine in 2014 veröffentliche Übersichtsstudie konnte die Wirksamkeit der Osteopathie bei unspezifischen Rückenschmerzen nachweisen. Demnach lindert sie bei akuten und chronischen Rückenschmerzen, sowie bei Rückenschmerzen von Schwangeren und Frauen nach der Geburt signifikant die Schmerzen und verbessert eingeschränkte Funktionen deutlich. 
 
Als Heilkunde darf Osteopathie in Deutschland nur von Ärzten und Heilpraktikern angewendet werden. Da die Fortbildung nicht einheitlich geregelt ist, sollten Patienten auf deren Umfang achten: bei Ärzten mind. 700, bei Heilpraktikern mind. 1350 Unterrichtsstunden.
 
Eine Behandlung dauert in der Regel zwischen 40 und 60 Minuten. Private Krankenkassen kommen für die Kosten meist auf, viele gesetzliche Krankenkassen erstatten die Kosten anteilig (Liste auf www.hpo-osteopathie.de unter der Rubrik Service).