Rückblick und Ausblick 2016

Vor genau einem Jahr haben wir uns an dieser Stelle gewünscht, „dass der Umdenkprozess bei Therapeuten und deren Vertreter hin zu einer heilkundlich praktizierten Osteopathie weiter voranschreitet“.

Ein Jahr später können wir zufrieden zurückblicken, denn der von uns angestrebte Umdenkprozess in der Osteopathie verbreitet sich zunehmend.
So konnte die hpO einige Akteure der Osteopathieausbildung überzeugen, die Vorbereitung zur amtsärztliche Überprüfung in die Ausbildung zu integrieren. Dank unseres Netzwerkes wurden neun Vorbereitungskurse aufgebaut, die auf die osteopathische Ausbildung abgestimmt sind. So war es möglich, in kurzer Zeit Lösungen für das juristische Dilemma, in dem sich viele Osteopathen befinden, anzubieten.
 
Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat uns in unserem Ansatz und unserer Arbeit bestätigt und im September ein Urteil erlassen, das im Kern wiedergibt, was wir bereits im Januar geschrieben hatten:
„Wer (...) die Berechtigung zur Ausübung der Heilkunde nicht besitzt, arbeitet als Osteopath entweder illegal, mit all den möglichen Konsequenzen des Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz, oder er kann Teilbereiche der Osteopathie nicht ausführen, was, (...) dann keine Osteopathie ist.
Übrigens ändert eine Verordnung vom Arzt oder Heilpraktiker an dem Dilemma nichts. Zwar ist es explizit nicht untersagt Osteopathie zu verordnen, doch berechtigt die Verordnung nicht dazu Therapien durchzuführen, die das jeweilige Berufsgesetz untersagt.“
 
Nach etwas mehr als einem Jahr unseres Bestehens präsentiert sich die hpO somit nicht nur als gute Alternative bei der Wahl eines Berufsverbandes, sondern mehr noch, besitzen wir zusammen mit unseren Kollegen, den „Osteopathen in Hamburg“ ein Alleinstellungsmerkmal unter den nicht ausschließlich ärztlichen Osteopathieverbänden: Unsere ordentlichen Mitglieder verfügen über den gegenwärtig höchsten osteopathischen Ausbildungsstandard und dürfen per Gesetz Osteopathie in vollem Umfang praktizieren. Das nennen wir qualitäts- und rechtssicher!
 
Wahrscheinlich setzen wir zudem die Prioritäten anders: Wer sich für Osteopathie als Heilkunde entscheidet, kommt nicht umhin, den Patienten an erste Stelle zu setzen. Das erfordert qualitäts- und rechtsicheres Handeln, dem alles andere unterzuordnen ist. Wir nennen das konsequente Berufspolitik!
 
Von verschiedenen Seiten wird weiterhin der eigenständige Osteopath als dritter Heilberuf gefordert, ohne zu erläutern, wie dieser Beruf in unser Gesundheitssystem integriert werden kann. Wie zielführend ist es, Forderungen an die Politik zu stellen, ohne auch Vorschläge auszuarbeiten, wie diese in die Praxis umgesetzt werden sollen?
Da wundert es nicht, wenn Physiotherapieverbände diese Lücke nutzen, um bessere Manualtherapeuten aus der Osteopathie zu schaffen. Alles, was in die Heilkunde fällt, wird einfach entfernt und fertig ist der künftige weisungsgebundene Osteopath.
Nichtärztliche Osteopathieverbände tun sich schwer, dagegen vorzugehen. Denn mit jeder möglichen Maßnahme gegen die Bemühungen der Physiotherapieverbände würden sie gleichzeitig gegen einen Teil ihrer eigenen Mitglieder agieren. Das erschwert eine zielführende Berufspolitik.
 
Die hpO stellt sich klar gegen eine Physiotherapeutisierung der Osteopathie. Die heilkundlich praktizierte Osteopathie, ob mit ärztlicher Bestallung oder mit Heilpraktikererlaubnis, ist der einzige legale Weg Osteopathie zu praktizieren. Es ist auch der einzige Weg, die unterschiedlichen Berufsgruppen, die sich der Osteopathie bedienen, unter ein Dach zu bekommen. Nebenbei ist es der einzige Weg, Osteopathie ohne Einschränkungen anbieten zu können.
 
Für die Osteopathie wird 2016 wohl kein einfaches Jahr werden:

  • Die Physiotherapieverbände werden gemeinsam mit den Manualmedizinern weiterhin versuchen, die Osteopathie auseinanderzureißen und der Physiotherapie und Manualmedizin einzuverleiben.

  • Die Erstattungspraxis der gesetzlichen Krankenkassen wird deutlich abnehmen. Einige Kassen haben zum Jahresbeginn ihre Erstattung um bis zu 60 Prozent gekürzt, weitere Kassen werden diesem Trend im Laufe des Jahres folgen.

  • Einige andere Kassen erstatten Osteopathie nur noch für Heilpraktiker und Ärzte und halten sich somit – auch dank unserer Interventionen – endlich an die gesetzlichen Vorgaben. Dieser neuen Erstattungspraxis, die wir ausdrücklich begrüßen, werden weitere Kassen folgen.

  • Für einzelne Praxen wird sich dies in einem Rückgang der Patientenzahlen bemerkbar machen, wobei die ohne Erlaubnis praktizierenden Kollegen die wohl größten Einbrüche verzeichnen werden.                                                                                   


Die hpO sieht hierin aber auch die Chance, die Qualität der Osteopathie wieder auf das ursprünglich hohe Niveau zurückzuführen, dass sie vor der in 2012 begonnenen Erstattung durch gesetzliche Krankenkassen hatte. Denn die oben aufgezeigte Entwicklung kann mittelfristig das Aus für alle qualitativ minderen Ausbildungen bedeuten, die sich in diesen vier Jahren entwickelt haben. Deshalb sehen wir für 2016 eine positive Entwicklung für alle qualifiziert weitergebildeten Osteopathen mit ärztlicher Bestallung oder Heilerlaubnis.

Als hpO werden wir weiterhin für eine qualitäts- und rechtssichere Osteopathie einstehen, unsere konsequente Berufpolitik fortführen und unseren Mitgliedern erstklassigen Service bieten.