Heilkundlich praktizierte Osteopathie vs. Osteopathische Therapie

Machen wir uns nichts vor: Der zurückgezogene Änderungsantrag 33, der die Einbindung der Osteopathie in die Physiotherapieausbildung vorsah, hat uns eine Atempause verschafft, nicht mehr.
Denn so richtig das hiergegen vorgetragene Argument der gefährdeten Patientensicherheit auch ist, zurückgezogen wurde der Antrag, weil er im dritten Pflegestärkungsgesetz nichts verloren hatte und weil man das rechtzeitige Inkrafttreten eben dieses Gesetzes zum ersten Januar nicht riskieren wollte.
 
Es wird also einen neuen Anlauf geben, die Weiterbildung in Osteopathie gesetzlich zu regeln, so wie von Bundesärztekammer, Manualmediziner, Orthopäden und Physiotherapieverbände öffentlich gefordert. Natürlich nicht über ein eigenes Berufsgesetz – Bundesärztekammer und Physiotherapieverbände sind strikt dagegen – und erst recht nicht durch Schaffung eines neuen Heilberufs, sondern so, wie es der Änderungsantrag vorgesehen hatte, durch Einbindung in die Physiotherapie.
Eine beschnittene Osteopathie auf ärztliche Verordnung, die man dann nicht Osteopathie nennen wird, sondern, wie von der Bundesärztekammer vorgeschlagen, „Osteopathische Therapie“.
 

  • Dass damit Heilkunde zu einem Heilmittel degradiert wird, spielt keine Rolle.

  • Dass die Osteopathie damit außerhalb des Heilpraktikergesetzes geregelt wird, kümmert nicht weiter.

  • Dass das gleichzeitige Ausbilden in Physiotherapie und der ihr diametral gegenüberstehenden komplementären Heilkunde Osteopathie fachlich wie didaktisch unsinnig ist, geschenkt.

 
Denn die Einbindung der Osteopathie in die Physiotherapie bringt mehrere Vorteile aus Sicht der Befürworter und Antragsteller:


  • Die massenhaften Rechtsverstöße von Physiotherapeuten gegen das Heilpraktikergesetz wären nachträglich angeblich juristisch geheilt.

  • Die nichtärztliche Weiterbildung in Osteopathie wäre bundesweit einheitlich geregelt.

  • Osteopathie könnte zu einer Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen werden ohne zusätzliche Kosten zu verursachen.

  • Physiotherapieverbände hätten ihren Mitgliedern ein neues Betätigungsfeld gesichert und würden durch eigene Zertifikatskurse von ihren Mitgliedern zusätzliches Geld verdienen.  

  • Die nichtärztlichen Osteopathieverbände wären mundtot gemacht und könnten nur als physiotherapeutische Fachverbände für Osteopathie weiter existieren.

 
Hiergegen zu argumentieren fällt schwer, solange man an der Vision eines eigenen Heilberufs festhält und nach einer vermeintlichen Lösung für alle sucht, die es gar nicht geben kann.

Wer an einer Regelung der Osteopathie außerhalb des Heilpraktikergesetzes festhält, drängt die Osteopathie in die Physiotherapie.
 
Dabei wäre es jetzt an der Zeit, sich zu einer heilkundlich praktizierten Osteopathie zu bekennen und jene Kollegen mit qualifizierter osteopathischer Weiterbildung, aber noch ohne Heilpraktikerlaubnis, beim Erwerb derselbigen zu unterstützen.
 
Das ist unsere Politik von Anfang an. Und sie hat dazu geführt, dass unsere ordentlichen Mitglieder von den künftigen Entwicklungen nur marginal betroffen sein werden.
 
Unsere Aufgabe als hpO wird künftig darin bestehen, deutlich zu machen, dass es nur eine Osteopathie gibt. Sie wird heilkundlich praktiziert und hat mit einer auf ärztlicher Verordnung erbrachten Osteopathischen Therapie nichts zu tun.
 
Weiterführende Informationen im geschützten Mitgliederbereich.